Wie Geschichten erzählen? Wir sind doch hier nicht in der
Märchenstunde! Nach dem Lesen des 2. Kapitels vom iBook „Digital Marketing
Strategie Konzeption Realisation“ von Bruno Bucher ist mir bewusst, dass Geschichten erzählen im
Geschäftsleben sehr wohl etwas mit Märchen erzählen sowie Unterhaltung zu tun
hat. Wie ich das genau meine erläutere ich nach ein paar Herleitungen.
Gemäss Bucher hat
ein ausserordentlicher Geschäftserfolg seinen Ursprung in einem hervorragenden
Produkt mit einer unvergesslichen Geschichte. Warum braucht ein Produkt eine
Geschichte? Dazu folgendes Zitat von Bruno Bucher „Wir können uns nur
schwerlich von einer Geschichte lösen und wenn wir es tun, dann in einer Art
Radikalität. Mit strenger Ablehnung. Bejahen wir hingegen eine Geschichte, dann
werden wir zum Fan.“
Nach dieser Erläuterung ist wohl bereits klar warum ein
Produkt/ein Unternehmen eine Geschichte erzählen soll. Die Herausforderung ist,
die Geschichte so zu erzählen, dass möglichst viele Menschen die Geschichte
bejahen, als glaubwürdig empfinden und sich mit dieser identifizieren können.
Denn erst wenn wir von einem Produkt überzeugt sind fällen wir den
Kaufentscheid.
Es scheint mir sehr schwierig eine packende Geschichte zu
erzählen. Jospeh Campell fand eine Struktur heraus, die sich in verschiedenen
Kulturen wiederfindet. Sie nennt sich Monomyth. Geschichten, die nach dieser
Struktur aufgebaut sind, werden deshalb von vielen Menschen verstanden und als
spannend erachtet. Christopher Vogler hat daraufhin den Weg des Helden als
Anleitung für ein Drehbuch entworfen. Genaueres kann im iBook von Bucher auf Seite 39 nachgelesen werden.
Geschichten brauchen also immer einen Helden und ein paar weitere Verbündete
und Gegenspieler damit sie funktionieren.
Ich möchte an dieser Stelle auf die Geschichte von Google
eingehen. Einst zwei Studenten an der Stanford Universität starten eine
Suchmaschine. Damals lief die Suchmaschine noch über die Universitätsserver.
Als die Suchmaschine zu viel Bandbreite für die Uni-Server verbraucht müssen
sie sich nach einer anderen Lösung umsehen. Erstens wechseln sie den Namen,
nämlich von BackRub zu Google und zweitens erhalten sie von Andy Bechtolsheim,
Mitbegründer der Sun, einen Check von 100‘000 Dollar. Ein tolles Startkapital
für ein Startup. Weiter geht die Geschichte in einer Garage bis sie zu gross
werden und sich nach anderen Büroräumlichkeiten umsehen müssen. Die Geschichte
nimmt so ihren Lauf bis sie das ist was wir heute von Google kennen. Die ganze
Geschichte kann auf der Google Homepage
nachgelesen werden.
Die Charakteren von Google’s Geschichte definiere ich wie
folgt. Klar sind Larry Page und Sergey Brin die Helden der Geschichte und
verfolgen das Ziel die perfekte Suchmaschine zu haben. Diese definiert Page wie
folgt „Sie versteht genau das, was man meint, und
liefert genau das, was man sucht.“. Als Wohltäter wird die Firma Google, die das alles ermöglicht, definiert.
Gegenspieler sind andere Suchmaschinen die mit Google mithalten können. Hier
kann beispielsweise Bing oder Yahoo genannt werden. Anspruchsberechtigt sind alle Menschen der Welt, die einen
Internetzugang haben. Und Unterstützung erhaltet Google natürlich von ihren
unzähligen begeisterten Mitarbeiter, die alles dafür tun auch in Zukunft beim
beliebtesten Arbeitgeber der Welt angestellt zu sein.
Apropos beliebtester Arbeitgeber der Welt. Google hat es
sogar geschafft als Arbeitgeber so interessant zu sein, dass Hollywood es wert
ist einen Film darüber zu drehen. Hier stelle ich den Trailer zur Verfügung.
Wenn man so weit ist, dass ein Film über ein „normales“
Praktikum einer Firma gedreht wird, kann man wohl sagen, dass die Unternehmung
eine gute Geschichte erzählt hat. Und abgesehen davon möchte ich hier noch den
Zusammenhang zum Brand Management sowie Employer Branding aufzeigen. Ein
besseres und grossflächigeres Beispiel für Mitarbeiterwerbung gibt es wohl
nicht zu finden.
Nun zurück zu meinem Statement am Anfang. Geschichten
erzählen haben auch in der Geschäftswelt was mit Märchen und Unterhaltung zu
tun. Es geht meines Erachtens im Storytelling darum die potenziellen Kunden mit
einer fantastischen Geschichte, meistens wohl halb wahr halb Märchen, zu
unterhalten und deshalb das Gefühl zu verleihen dieses Produkt unbedingt haben
zu müssen und damit zum Kaufentscheid zu bewegen.
Literatur
Bucher, Bruno (2013): Digital Marketing, Analyse
Strategie Realisation, Biel/Bienne, Edition
Diese Reflexion gefällt mir. Besonders weil Sie den Bogen von der Grundlage (Monomyth) zum gelebten Leben schlagen können. Gerade bei Google kann man über die Zeit gut beobachten, dass die Geschichte von den Medien immer wieder kolportiert wird. So muss Google (oder jede andere Firma die mit Storytelling arbeitet) nur noch kleine Portionen an News produzieren, um in voller Grösse dargestellt zu werden. Apple hat dies zur Meisterschaft getrieben und lässt keineswegs zufällig irgend welche Brosamen fallen - bis hin zu den entwendeten iPhone-Prototypen - die dann von den Fans hundertausendfach verbreitet werden. Das kostet Apple keinen müden Dollar.
AntwortenLöschenAngeblich soll Google nichts mit der Filmproduktion zu tun gehabt haben. Trotzdem konnte ein Teil vom Film im Googleplex, dem Unternehmenssitz von Google, gefilmt werden. (http://de.wikipedia.org/wiki/Prakti.com)
LöschenDie Filmkritiker der Frankfurter Allgemeinen schreiben treffend: "Der Film könnte das schmeichelhafte Selbstbildnis einer in sich verliebten Diva sein, hätte es nicht den Regisseur Shawn Levy und die Drehbuchautoren Vince Vaughn und Jared Stern gegeben, die offenbar angetreten sind, ihr jeden Wunsch zu erfüllen." (http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/google-film-the-internship-zum-unbezahlten-praktikum-ins-paradies-12215499.html)
Doch was zählt schlussendlich im Marketing? Das Produkt, in diesem Fall ein Internship bei Google, wird einem breiten Publikum in einer herrvorragenden Geschichte vorgestellt. Natürlich ist der Hollywood-Film nach der gut bürgerlichen Anleitung "Weg des Helden" von Christopher Vogler (siehe Post), in diesem Fall sind es zwei Helden, gedreht worden.
Perfekter geht's für Google nicht. Obwohl sich das Unternehmen wohl kaum um genügend Bewerbungen zur Besetzung ihrer Internships bemühen müssen, poliert der Film das Image der Firma doch mächtig auf Hochglanz.